Schon in der Abenddämmerung fürstbischöflich herrschaftlicher Tage, aber gerade noch rechtzeitig genug um anspruchsvoll bauen zu können, ließ sich die „Domfabric“, der Vermögensfond zum Unterhalt der Bischofskirche in Konstanz, in den Jahren 1781/82 ein neues Amts- und Wohnhaus bauen. Die aufgefundenen historischen Bauakten haben einige Fragen zur Hausgeschichte klären können, neue aufgeworfen und interessante Querverbindungen zu kirchlichen Bauten der Zeit aufgezeigt, leider aber bislang keinen Architektennamen preisgegeben. Grundriß und Fassadengliederung sprechen für einen guten Baumeister seiner Zeit, des spätbarocken Klassizismus. Die zeittypischen, qualitätvollen Holz- und Stuckarbeiten folgen dem Repräsentationswillen der Auftraggeber.
So harmonisch das Zusammenspiel der einzelnen raumschmückenden Elemente auch ist, wirft doch die stilistische Unterschiedlichkeit der Einzelgewerke ein bezeichnendes Licht auf die übliche Baupraxis jener Zeit, in der die Gestaltung der dekorativen Erscheinung dem jeweiligen Handwerker überlassen blieb. So spricht das repräsentative Treppenhaus noch die Sprache des Barock in seiner etwas massiven Ausformung, wohingegen der spätbarock- klassizistische Stuck des Saals eine zur Bauzeit hochmoderne Gestaltung aufweist. Die Gleichzeitigkeit der Ausführung ist belegt.
Die Säkularisation ließ über Umwege das Haus dem jungen badischen Staat zufallen, der es im Jahr 1814 in einer heftigen Bieterschlacht versteigern ließ. Den Zuschlag erhielt der Zimmermeister und Stadtrat Benedikt Milz. Danach folgte mancher Eigentumswechsel bis 1916 meine Großeltern das bis heute in seiner Substanz nahezu unveränderte Gebäude erwarben. Besonders der Großmutter dürfte es an dem schönen Gebäude gelegen gewesen sein, das sicherlich als krönende Arrondierung des umliegenden Grundbesitzes der Familie und der prosperierenden Firma, einem europaweit operierenden Handelshauses für Kohle und andere Bergwerksprodukte gedacht war. Die Familie nahm dort nie ihren Wohnsitz, vielmehr lebten Verwandte und Familienfremde als Mieter im „Schlössle“, wie alte Konstanzer eine liebevolle, frühere Benennung des Hauses zu berichten wissen. Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg haben wie überall eine Überbelegung des Hauses, in der Folgezeit drei Mieterfamilien in das Haus gebracht. Zugeständnissen an jeweilige Wohnbedürfnisse wurde nur zögerlich nachgekommen; am gravierendsten war der Ausbau einiger Kachelöfen und Ersatz durch Gas- und Ölöfen. Allerdings wurden die Kacheln dem städtischen Rosgartenmuseum übergeben, welche diese jetzt zum Wiederaufbau der Öfen dankenswerterweise zurück gab.
Zur Vorbereitung der Restaurierungsarbeiten wurden umfangreiche Voruntersuchungen der Putz- und Farbschichten innen und außen durchgeführt und dokumentiert, eine verformungsgetreue Bauaufnahme erstellt, historische Bauakten ausgewertet, die vorhandene Bausubstanz auf erforderliche Sanierungsarbeiten untersucht und erhalten gebliebene Details der Ausstattung auf ursprüngliche Bedeutung und Zweckbestimmung erforscht.
Die Restaurierung folgte der Befundlage, wo diese keine verwertbaren Rückschlüsse zuließ bzw. unter Wahrung der historischen Schichten nutzungs- und zeitgemäßer Ausbau möglich und nötig war, wurde Neues gestaltet.
Schon in der Abenddämmerung fürstbischöflich herrschaftlicher Tage, aber gerade noch rechtzeitig genug um anspruchsvoll bauen zu können, ließ sich die „Domfabric“, der weltliche Vermögensfond zum Unterhalt der Bischofskirche in Konstanz, in den Jahren 1781/82 ein neues Amts- und Wohnhaus bauen. Die aufgefundenen historischen Bauakten haben einige Fragen zur Hausgeschichte klären können, neue aufgeworfen und interessante Querverbindungen zu kirchlichen Bauten der Zeit aufgezeigt, leider aber bislang keinen Architektennamen preisgegeben. Grundriß und Fassadengliederung sprechen für einen guten Baumeister seiner Zeit, dem spätbarocken Klassizismus. Die zeittypischen, qualitätvollen Holz- und Stuckarbeiten folgen dem Repräsentationswillen der Auftraggeber.
Die Säkularisation ließ über Umwege das Haus dem jungen badischen Staat zufallen, der es im Jahr 1814 in einer heftigen Bieterschlacht versteigern ließ. Den Zuschlag erhielt der Zimmermeister und Stadtrat Benedikt Milz. Danach folgte mancher Eigentumswechsel bis 1916 meine Großeltern das bis heute in seiner Substanz nahezu unveränderte Gebäude erwarben. Besonders der Großmutter dürfte es an dem schönen Gebäude gelegen gewesen sein.
Vor Beginn der Renovierungsarbeiten wurde eine aufwendige, denkmalgerechte Dokumentation durchgeführt. Außenansicht, Treppenhaus und Saal wurden analog der Befunde des Erstzustandes restauriert. Alle ortsfesten Einbauten wurden unter Wahrung aller historischen Oberflächenschichten überarbeitet. Die in früheren Jahren ausgebauten Kachelöfen wurden dankenswerterweise vom Rosgartenmuseum zum Wiedereinbau zur Verfügung gestellt, heute sind alle wieder heizbar. Zwei Räume wurden nach Vorlagen zeitgleicher Bauten tapeziert bzw. ausgemalt.
Das Gebäude vermittelt heute wieder das Lebensgefühl, in welchem bürgerliche Kultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts in unserer Region sich entfalten konnte.
Zur Vorbereitung der Restaurierungsarbeiten wurden umfangreiche Voruntersuchungen der Putz- und Farbschichten innen und außen durchgeführt und dokumentiert, eine verformungsgerechte Bauaufnahme erstellt, historische Bauakten ausgewertet, die vorhandene Bausubstanz auf erforderliche Sanierungsarbeiten untersucht und erhalten gebliebene Details der Ausstattung auf ursprüngliche Bedeutung und Zweckbestimmung erforscht.
Fassade |
Spärliche Originalbefunde haben weiß, ocker, grau als Erstfassung erbracht. Alle drei Fassaden wurden mit denkmalgerechten Methoden und Materialien entsprechend restauriert. Die Gliederung des Portals in der Sockelgasse und der Pilasterbasen wurde analog der freien Interpretation des 18. Jahrhunderts der antiken Säulenordnung und aufgrund freigelegter, teilweise scharierter Sandsteine rekonstruiert. |
Fenster |
Alle Fenster des Hauses sind aufgearbeitet, aber im Originalzustand eines um 1860 erfolgten Ersatzes der ursprünglichen Fenster. Die Treppenhausfenster des 1. und 2. OG sowie ein Fenster Parterre zur Straße sind Originalfenster der Erstausstattung. Die unterschiedliche Sprossenteilung der Bauphasen ist an den Innenläden sichtbar (Beschläge und Bohrungen für Verschlüsse). Ersatz fehlender Winterfenster, Nachbau der Kellerfenster. |
Haustür und Türgitter |
Überarbeitet ohne Substanzverlust, Türoberfläche geölt, Gitter farbig gefasst. |
Dach und Gebälk |
Schäden am Gebälk ausgebessert. Einbau einer Gaupe nach Süden mit Genehmigung des Denkmalamtes. Umdeckung mit vorhandenen und zugekauften alten Biberschwänzen. |
Kamine |
Nachbau eines im 19. Jahrhundert abgebauten Kamins. Aufbau mit nachgewiesenen Kaminköpfen auf beiden Kaminen. Gasheizung in Edelstahlrohr. |
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Innenräume |
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Keller rechts |
Nach Einbau neuer Ver- und Entsorgungsleitungen und Fundamentergänzungen der tragenden Trennwand zum Treppenhaus Auslegung mit unverfugten Chamotteziegeln. Einbau einer Gastherme. Öffnen des vermauerten Durchganges zur Concierge. |
Keller links |
Ausbau des Betonbodens und der luftschutzbedingten Vermauerung der Fenster, Freilegung des originalen Kieselbodens. Beibehaltung der Luftschutzversiegelung der Türen und an einem Fenster. |
Eingangshalle |
Ergänzung loser Putzteile an Wänden und Decken. Einbau von Wandleuchten. Der Fliesenboden von ca. 1920 wurde beibehalten. |
Treppe |
Ablaugen der mehrfach nachgedunkelten Firnisschichten. Hellere Neufassung mit pigmentierten Lasuren. Stufen gespänt und gewachst. |
Treppenhaus |
Wiederherstellung des originalen Raumkolorits mit Scheinarchitektur. Nach Befunden Freilegung zweier Tondi mit Portraitvorzeichnungen. Nachbau einer verlorengegangenen doppelflügeligen Sprossentüre unter Verwendung von altem Glas. Ersatz minderwertiger neuzeitlicher Türschlösser durch handwerkliche Kastenschlösser. Neuinstallation von Wandbeleuchtung. Ergänzung der alten Dielenböden. |
1. OG |
Freilegung der originalen Raumschalen mit Erfassung des Originalzustandes. Einbau der ausgelagerten Kachelöfen, Freilegung und Restaurierung aller Stuckornamente, Ergänzung der Putze und Neufassung der Decken und Wände nach Farbkonzept. Wiedereinbau ausgelagerter Kachelöfen. Ausmalung des Pompejanischen Zimmers nach Entwurf von C. d’India. Marmorierung der Lamperien und Türen. Alle Böden original bzw. mit späteren Ergänzungen erhalten, abgespänt und gewachst. Nutzungsrelevante Räume (Bad und Schlafzimmer) zeitgenössisch ausgebaut. |
2. OG |
Rückbau auf originale Raumaufteilung (spätere Trennwand im Saal entfernt). Freilegung der originalen Raumschale mit Erfassung des Originalzustandes. Wiedereinbau ausgelagerter Kachelöfen. Freilegung der Stuckornamentik. Ergänzung der Putze und Neufassung der Decken und Wände nach Farbkonzept. Zeittypische Tapezierung des Speisezimmers nach zeitgleicher Originalvorlage Schloß Schwetzingen mit Vogeltapete und Wandaufteilung. Küche und Bad neuzeitlich ausgebaut. Marmorierung und Lasierung der Lamperien und Türen. Im Saal herstellen der Fassung an Türen, Lamperie und Innenläden nach Originalbefund, sowie Teileinbau neuer Tannenböden unter Beibehaltung originaler Teile. |
Speicher |
Noch nicht ausgebaut. |
Heizung |
2 Gasthermen; alle (7) Kachelöfen sind heizbar. |
Elektrik und Sanitär |
gesamthaft erneuert |
21.11.2001 Alexander Stiegeler